STARRE von Blanche7 ================================================================================ Kapitel 66: Zum ersten Mal Nachhilfe ------------------------------------ Heute hatte ich zum ersten Mal Nachhilfe bei Leon. Wir trafen uns vor dem Eingang der Schule und liefen nach dem Unterricht gemeinsam zu ihm. Ich war ein bisschen nervös, aber Leon war ein netter Kerl, also gab es keinen Grund dafür. Als wir das schicke Haus seiner Eltern betraten, fühlte ich mich direkt wohl, aber als wir den wunderschön ausgebauten Dachboden betraten, in dem sich sein Zimmer befand, verschlug es mir die Sprache. Überall standen geordnet große Regale mit Büchern, es war fast wie in einer kleinen Bücherei. Leon bemerkte, dass ich die Regale bewunderte und bot mir an, in Ruhe darin zu stöbern. Als ich so durch die Regale schlenderte, fiel mir besonders ein Autor ins Auge. Marcus hatte mir in der Jugendstrafanstalt erzählt, dass er sich von einem anderen Häftling ein Buch geliehen hatte, das ihm sehr gut gefiel. Es war das Buch „Die Wilden“ von Harold Robbins. Leon hatte ein ganzes Regalbrett mit Büchern von Harold Robbins und ich zog vorsichtig das Buch „Die Wilden“ hervor. „Das ist eine Sonderausgabe mit besonderem Cover“, erklärte Leon mit Stolz und erzählte mir, dass er es aus einem Antiquariat hier in Berlin gekauft hatte. „Marcus hat nächsten Monat am 6. Juni Geburtstag und das wäre das perfekte Geschenk für ihn.“ Platzte es aus mir heraus. Leon lächelte mich an und fragte, wer Marcus sei und ich lief rot an. Ich hatte mir geschworen, Marcus niemals zu leugnen und so sagte ich direkt mit hochrotem Kopf: „Er ist mein Freund also nicht irgendein Freund, sondern mein fester Freund.“ Leon nickte verstehend und meinte, dass das für ihn kein Problem wäre. Jetzt schlug Leon mir vor, einmal gemeinsam ins Antiquariat zu gehen, um nach einem weiteren Exemplar für Marcus zu suchen. Ich war sofort Feuer und Flamme und wir verabredeten uns direkt für den nächsten Tag. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Lernen. Leon war eine große Hilfe, er konnte hervorragend erklären und ich hatte das Gefühl, mit ihm auf einer Wellenlänge zu sein. Die Zeit war nur so verflogen und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Marcus bald nach Hause kommen würde. Ich verabschiedete mich höflich von Leon und machte mich schnell auf den Weg, weil ich uns noch etwas Leckeres zu Essen zaubern wollte. Ich war richtig glücklich, weil ich das Buch so passend für Marcus seinen Geburtstag entdeckt hatte und hoffte, morgen ein Exemplar der Sonderausgabe zu finden. Als ich nach Hause kam, begann ich sofort zu kochen und freute mich über den erfolgreichen Tag. Bald kam auch Marcus nach Hause. Als er die Küche betrat, umarmte er mich von hinten und gab mir einen Kuss in den Nacken. „Ich hab dich vermisst“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich drehte mich zu ihm um und nahm ihn in den Arm. „Ich dich auch“, gab ich lächelnd zurück und drückte ihn ganz fest an mich. Marcus erkundigte sich bei mir, wie es heute mit dem Lernen geklappt hat. Ich antwortete ihm, dass ich mit dem Stoff ein gutes Stück weiter gekommen war. Dann erzählte ich ihm von Leons Büchersammlung, aber das Buch „Die Wilden“ und das morgige Treffen mit Leon erwähnte ich natürlich nicht, es sollte ja eine Überraschung werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)